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Mein erster Tag im Ausschuss

18. September 2023 – Pieli

Heute war ich als sachkundiger Einwohner bei meiner ersten Digitalausschuss-Sitzung des Stadtrats. Das war spannend. Die FRAKTION hatte mich entsandt.


Wir tagten ausser Haus bei einem grossen Telko-Dienstleister, der uns eine nette, einstuendige Marketing-Praese angedeihen liess. Warum sich darauf alle per Nachfragen involvierten Ausschussmitglieder alle artig bedankten, da sein zu duerfen hat sich mir auch jetzt, 5 Stunden nach Sitzungsende, noch nicht erschlossen.

Was der Mann von der Telko sagte war sehr interessant, er wuenschte sich von der Stadt (grosse Stadt im Bundesgebiet, Anm d A) bessere Akzeptanz fuer Digitalisierung/die Errichtung von Datenzentren und sang ein schoenes Lied ueber die sehr erfolgreichen Anstrengungen seines Betriebs bei den Digitalprojekten, die jetzt schon mit der Stadt laufen. Zitat von ihm: "Digitalisierung ist ein Zeitfenster." ?!?

Da stoerte es nur unwesentlich, dass derselbe die Frage eines Ratsmitglieds voellig missverstand, als dieser monierte, die Stadt haette gerne einbisschen ab von dem Ruhm der Freies-WLAN-Loginseite. Bekam der voellig in den falschen Hals, naemlich dass die Stadt ihm dies nehmen wolle und er das unterlassen solle. Es ging aber um Namensnennung/Linkplatzierung auf selber Seite, das drang nur leider nicht durch. Schade eigentlich.

Die daran anschliessende eigentliche Sitzung war – fuer mich – ein interessantes Lehrstueck aus der Verwaltung, ich komme ja eigentlich aus der freien Wirtschaft. Das begann schon mit dem von der Verwaltungs-Chefin Frau H geaeussertem Bedauern, dass der Live-Video-Stream der Sitzung zwar gewollt waere, aber leider nicht zur Verfuegung gestellt werden koenne, weil der Dienstleister ein Hackerproblem fuer den gesamten Rat haette, und das seit Wochen.

Als andere Ausschussmitglieder nachfragten, wie sie das zu verstehen haetten und welche Probleme genau, sagte eben dieselbe Dame, dass man sich dazu nicht aeussern koenne, er wuesste sicher selbst, dass man Schwachstellen nicht kommuniziere. Nicht einmal im nicht-oeffentlichen Teil, wo die Nachfrage erneut unternommen wurde.

Security by obscurity war noch nie eine gute Loesung, moechte man der Dame entgegenschleudern. Aber abgefahrene Zuege und so fort.

Ansonsten durfte ich unglaeubig feststellen, dass die TO leider nicht das Papier/den Toner wert war, auf dem ich sie mir zur Mitnahme gedruckt hatte, wir flitzten nur so durch die TOPs. Was mich dabei ueberraschte, waren die guten Wortbeitraege des Herrn Doktor B (FDP), der es vermochte, die schwammig uebermittelten Infos gut auf den Punkt zu bringen.

Interessant finde ich noch anzumerken, dass es auch Ausschussmitglieder der Verwaltung gab, die ein "Recruiting Projekt" (TOP-Punkt) als einen Teil eines Gesamt-Projektes verstanden wissen wollten, um Software anzuschaffen, die an alle 23000 Mitarbeiter fuer eine niedrige zweistellige Summe monatlich lizensiert werden sollte. Was das kostet, kann sich ja jeder selber ausrechnen. Ich fand ihr Ausweichen mit der Projekt-Reihe und dass das nun einmal die Geschaeftspraktiken seien, mit denen man sich abzugeben habe, beinahe hoffnungslos. In wirklich jeder Hinsicht.

Um zum Schluss zu kommen: Ja, ich habe einige Themen ausgewaehlt, dieser Artikel ist ohnehin schon zu lang, ich moechte zu anderen Dingen, wie zB dem Digitalisierungs-Masterplan, 2012 beauftragt, der immer noch nicht vorliegt, oder anderen Projekten aus dem Jahr 2021, wo bis heute noch kein Gremium (Corona-bedingt!) zusammentreten konnte, hier nicht so sehr ins Detail gehen.

Spannend wars, sich das Ganze mal aus der Naehe anzugucken, und va dabei zu lernen, wie man mit einer solchen Verwaltung umgehen muss. Ich kann mir nicht vorstellen, dass andere Staedte da sehr anders sind. Also Buerger, seid aufgerufen: Gehet hin und seht der Verwaltung auf die Finger, es gibt viel zu lernen. Und wenn es nur Bullshit-Bingo ist: Auch das will erkannt und abgewehrt werden.

Wir tagen monatlich, ich habe vor, die Berichterstattung aufrecht zu erhalten. Wo ich doch noch nicht einmal stimmberechtigt bin. ;)

Tags: stadtrat, op-jück, degitalisierung